URLAUB VOM REISEN

URLAUB VOM REISEN

Wir lassen die tolle Zeit in Bali hinter uns und fliegen nach Maumere auf der Insel Flores. Hier führt Claudia mit ihrem Indonesischen Mann Kermi das kleine aber liebevolle Ankermi Happy Dive Resort. Wir kennen die Beiden von früheren Reisen, treffen uns mal in Indonesien und mal in der Schweiz und so entwickelte sich über die Jahre eine wunderbare Freundschaft. Es ist fast ein wenig wie nach Hause kommen, als wir endlich die Tore ins Ankermi durchschreiten. In diesem Teil der Indonesischen Inselwelt wollen wir die nächsten 2 Monate verbringen. Kermi erklärt uns mit einem Lachen, in der Schweiz hätten wir die Uhren, aber hier habe man die Zeit.

Am Morgen geht die Sonne über der Bucht auf und abends taucht sie als roter Feuerball wieder unter. Das Meer ist glatt und nach einigen grandiosen Sonnenuntergängen glauben wir zu verstehen, wie das mit der Zeit gemeint war.

Die Tage ziehen an uns vorbei und wir tauchen ein, nicht nur wortwörtlich in die Unterwasserwelt, sondern in die Tiefenentspannung die dieser Urlaub mit sich bringt…. Es entsteht sogar so etwas wie Routine! Nach dem Frühstück treffen wir uns an einem tauch-freien Tag gerne am kleinen Pool mit Meerblick, faulenzen auf den Liegestühlen und lesen Bücher, hören Musik oder unterhalten uns mit den anderen Gästen. Mittags gibt es etwas zu Knabbern und allerspätestens, wenn sich die Sonne zum Horizont absenkt freuen wir uns auf einen hausgemachten Arak-Cocktail. Arak – oder Moke wie er hier in Maumere genannt wird – ist der lokale Schnaps, der aus Palmfrüchten hergestellt wird und speziell derjenige aus diesem Teil von Flores ist weit über die Insel hinaus bekannt. Nicht schlecht, wenn man so Nahe an der Quelle sitzt…

RESORT-BETRIEB

Und dann, eines Tages als Claudia gerade in der Stadt am Einkaufen und Kermi auf einer Tauch-Tour ist, treffen Gäste etwas früher als geplant ein… Was soll’s, mittlerweile sind wir hier quasi Zuhause und so übernimmt Thomas die Begrüssung und Einführung der Gäste mit Hilfe der gut eingespielten und äusserst hilfsbereiten Angestellten.

«Das fühlt sich gut an» denke ich «es ist nicht Arbeit, aber meine Leidenschaft, der Umgang mit Menschen, kann ich hier gut ausleben…» Und so beginne ich Claudia und Kermi wo immer ich kann zu Unterstützen. Es gibt fast täglich Unmengen von Tauchflaschen zu füllen, Gäste haben Fragen zu Ausflugszielen in der Umgebung und bald vertrauen mir Claudia und Kermi sogar die Tageskasse an und ich erledige mit den abreisenden Gästen die Schlussrechnung. Als dann die Beiden aus familiären Gründen ein paar Tage nach Bali verreisen gilt es ernst! Ich werde zum Interims-Manager ernannt und versuche mit meinen sehr begrenzten Indonesisch-Kenntnissen als Bindeglied zwischen den Gästen und den Angestellten bei Zimmerwechsel, fehlende Bettdecken oder Kissen und allen anderen Anliegen und Wehwehchen zu fungieren. Es macht täglich mehr Spass und als die Beiden zurückkommen dränge ich mich quasi auf, noch ein paar Tage länger im Amt bleiben zu dürfen ?

ABENTEUERLICHES MAUMERE

Aber auch unsere Entdecker-Herzen kommen nicht zu kurz! Kermi nimmt uns mit auf den lokalen Markt, öffnet unsere kulinarische Neugier mit Besuchen in kleinen Restaurants und mit Claudia machen wir einen Ausflug zu einem abgelegenen Wasserfall irgendwo im nirgendwo. Und wenn wir «nirgendwo» schreiben, so meinen wir das auch so! Wir fahren zuerst zwei Stunden mit dem Auto entlang dem kurvigen Trans-Flores-Highway, dann verlassen wir diesen und folgen einer holprigen Strasse vorbei an tollen Reisfeldern und durch kleine Dörfer bis es nicht mehr weitergeht. Dort erwarten uns junge Männer mit ihren Motorrädern und fahren uns eine weitere knappe Stunde über Stock und Stein. Dass es dabei zu regnen beginnt und sich der lehmige Pfad in eine schlitternde Piste verwandelt trägt nur zum Abenteuer bei. Belohnt werden wir nach einem Fussmarsch entlang eines kleinen Baches mit einem beeindruckenden Wasserfall, versteckt und umgeben von steil abfallenden, moosgrünen Felswänden.

GEDANKEN AM STRAND

Stefan gibt seinem Alltag auch eine Veränderung und beginnt wieder mit joggen, nachdem diese Tätigkeit im letzten Reisejahr etwas zu kurz gekommen ist.

«Ich versuche einmal am Tag der Bucht entlang zu laufen. Auch hier ist es nicht die Uhr, welche mich bestimmt, sondern die Gezeiten. Denn nur bei Ebbe ist der Strand breit genug zum Laufen. Bald kennen mich die Fischer, die in ihren Einbäumen aufs Meer fahren und ihre Netzte auswerfen um das nötigste für den Tag zu fangen. Die Kinder begrüssen mich mit «Hello Mister» und laufen ein Stück mit mir mit.»

Mir fällt auf, wie fröhlich die Menschen sind obwohl sie kaum etwas besitzen ausser Zeit und das, was ihnen das Meer schenkt. Nein, sie besitzen noch etwas anderes, nämlich Freiheit. Das Meer gibt ihnen genügend zu Essen und Besitz, um den sie sich kümmern müssen, haben sie nicht. Keine Hypothek oder andere Schulden und keinen stressigen Job um genügend Geld zu verdienen damit sie Ersteres begleichen können. Wenn sie ausreichend Fisch gefangen haben und satt sind, sitzen sie lachend am Strand oder schlafen im Schatten eines Baumes.

Ich renne weiter, geniesse die Freiheit und die saubere Luft und den Blick auf die Bucht. Wie schön ist es doch, dass man mit so wenig glücklich sein kann. Hoffentlich können die Menschen hier noch lange so leben. Mir wird klar, wie eng die Menschen und ihr Glück mit dem sauberen Meer verknüpft sind. Das Meer und seine Riffe schenkt diesen Menschen alles was sie brauchen und auch wir werden reich beschenkt auf unseren Tauchgängen.

TAUCHPARADIES

Wenn wir nicht direkt vom Steg im Resort ins Wasser hüpfen, fahren wir auf einem kleinen Fischer-Boot zu den vorgelagerten Inseln. Ab und zu begleiten uns dabei Delfine oder Pilotwale. Tauchen ist etwas Magisches. Wir atmen tief aus und die leeren Lungen lassen uns in eine blaue Wunderwelt absinken. Beim nächsten Atemzug aus der Flasche sind wir umringt vom vibrierenden Leben eines intakten Korrallenriffs. Wir treffen auf riesige Marmor-Rochen und Weissspitzen-Riffhaie die in dreissig Meter Tiefe patrouillieren. Weiter oben im Riffdach tanzen abertausende kleine & bunte Fische durch das klare Wasser auf der Suche nach Nahrung. Wir sind verzaubert und unsere Herzen jubilieren. Nur ungern und wenn auch der letzte Atemzug Luft aus der Flasche aufgebraucht ist, verlassen wir diese Zauberwelt und tauchen wieder auf.

ABSTECHER AUF DIE KOMODO-INSELN

Zum Abschluss unseres Aufenthalts auf Flores entschliessen wir uns im Komodo-Nationalpark ganz im Westen der Insel ein paar Tauchgänge zu absolvieren. Unsere Vorfreude wird noch viel grösser, als sich Claudia spontan entscheidet, uns auf die Tauch-Safari zu begleiten! Was für ein krönender Abschluss der gemeinsamen Zeit, schliesslich wissen wir nicht wann und wo wir uns wiedersehen werden… Auf dem Schiff angekommen, beziehen wir die Kajüten und machen es uns für die Fahrt durch das Insel-Reich auf dem Sonnendeck gemütlich. Wir schwatzen, lachen und werden ab und zu etwas melancholisch im Wissen um den baldigen Abschied. Umso mehr geniessen wir die gemeinsamen Tauchgänge, egal ob bereits morgens um halb sieben noch vor dem Frühstück oder nach Sonnenuntergang und mit Taschenlampen ausgerüstet bei einem Nachttauchgang.

Einmal mehr wurde uns durch unseren Aufenthalt etwas abseits der grossen Tourismus-Ströme bewusst, wie eng die freundlichen Menschen mit ihrem schüchternen Lachen mit dem Meer uns seiner filigranen und verletzlichen Unterwasserwelt verknüpft sind und wünschen uns, dass Beides noch lange überdauert. Beim nächsten Einkauf eines vakuumverpackten Thunfisch-Steaks im Kühlregal eines unserer heimischen Supermärkte wollen auch wir uns daran erinnern und unsere Gaumen vielleicht mit etwas Folgenloserem verwöhnen…

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