STEINIGE BÖGEN UND ROTE FELSEN

STEINIGE BÖGEN UND FELSEN

Nachdem wir Wyoming und ein grosser Teil von Utah schnell durchqueren, kommen wir unserem Ziel Moab und seinen Nationalparks näher. Die Landschaft ändert sich merklich. Es wird trockener, fast wüstenartig und bald entdecken wir auch die ersten roten Felsen. Der smaragdgrüne (!!) Colorado ist dazu ein wunderbarer Kontrast und bietet bei den heissen Temperaturen eine erfrischende Gelegenheit zum Baden. Wir haben Glück und ergattern uns einer der begehrten Übernachtungsplätze direkt am Fluss. Moab selbst können wir nicht viel abgewinnen, aber was die Natur im Umkreis von dieser Kleinstadt zu bieten hat ist schlicht fantastisch.

ARCHES UND CANYONS

Früh am nächsten Morgen erwandern wir die Steinbögen im berühmten Arches Nationalpark und entfliehen so den Touristenmassen. Die filigranen Steinbrücken sind Kunstwerke, die von Wind und Wasser im Laufe der Zeit aus den roten Felsen geformt wurden. Nicht weit entfernt liegt mit dem Canyonlands Nationalpark ein weiteres Highlight dieser Gegend. Dieser Park lockt uns mehr als einmal vor Sonnenaufgang aus dem Bett. Belohnt werden wir mit glühend roten Felsen und einem grandiosen Farbenspiel der aufgehenden Morgensonne in den tief unter uns liegenden Canyons.

WIE IM ROADMOVIE

Dank unseres Allradmobils haben wir die Möglichkeit, einige der Schluchten des Canyonlands selbst zu befahren! Uns wird schwindlig beim Anblick der Serpentinen-Strasse die sich steil in die Schlucht windet. Unten angekommen, fahren wir auf einer Schotterpiste entlang des Colorado Flusses und haben immer wieder tolle Ausblicke auf Felsvorsprünge, steile Klippen und Felstürme. Unterwegs gelangen wir zu der Stelle, wo im Film «Thelma & Louise» das Cabriolet der beiden Ganoven-Damen auf der Flucht vor der Polizei über die Klippen schiesst und weit unten mitsamt den Beiden im Colorado versinkt. Wir allerdings beschliessen, dass uns nicht nur das Leben, sondern auch unser Mobil lieb ist und verzichten auf ein solches vorzeitiges Ende des Roadtrips.

VON NASS ZU WEISS

Anders als Thelma & Louise verlassen wir den Canyon unversehrt. Am späten Nachmittag holt uns aber ein Gewitter ein, wie wir es seit Jahren nicht mehr erlebt haben. Gerade noch sitzen wir gemütlich mit unseren Freunden Ellen und Thomas am Campingtisch und beobachten das Treiben der violett-schwarzen Wolken in der Ferne und schon rast ein Vorhang aus Regen auf uns zu. Kaum haben wir alles notdürftig verstaut und sitzen in unseren Kabinen, hagelt es traubengrosse Eisklumpen vom Himmel! Die Hagelkörner schlagen so bedrohlich laut auf unser Dach, dass wir uns kaum noch verstehen. Wir sitzen einfach nur da und machen uns ernsthaft Sorgen um unsere Solarzellen und hoffen, dass die Dachfenster nicht kaputtgehen. Nach einer Viertelstunde – einer gefühlten Ewigkeit – zieht der Sturm weiter und hinterlässt eine weisse Landschaft. Wir haben Glück, unser Auto übersteht das Ganze ohne einen Kratzer. Unsere Freunde haben leider einige abgeschlagene Positionslichter und ein Spalt im Dachfenster zu beklagen.

 SPASS ABSEITS DER PISTE

Zurück in Moab lassen wir unser Zuhause-auf-Räder schweren Herzens auf dem Parkplatz stehen und steigen in ein Gefährt, welches für die kommenden Stunden besser taugt… Die Rede ist von einem Buggy mit dem wir eine Tour durch die versteinerten Sanddünen im Hinterland machen. Es ist unglaublich, wo dieses Gefährt überall durchfahren kann! Anfangs sind wir skeptisch und trauen unseren Augen kaum, als wir sehen wie steil der Pfad vor uns direkt auf die Hügelkuppe führt. Wir kommen begeistert oben an nur um festzustellen, dass es auf der anderen Seite mit noch grösserem mehr Gefällte hinuntergeht und staunen mit zittrigen Händen wie unser Buggy langsam hinunterrollt. Hinter dem nächsten Hügel erwarten uns dann grosse in Stein gehauene Treppenstufen die wir aber befahren als wären wir zu Fuss unterwegs. Nach diesem Offroad-Spass verlassen wir Moab und machen einen Abstecher nach Arizona.

 

HEILIG FÜR DIE INDIANER UND HOLLYWOOD

Kurz nachdem wir Utah verlassen haben, sehen wir sie auch schon in der Ferne. Die markanten und berühmten Felstürme des Monument Valleys. Für die hier ansässigen Indianer hat der Ort nicht nur heilende Kräfte, sondern beherbergt auch die Geister von ihren Ahnen. Hollywood dagegen hat sich der Kulisse in unzähligen Western bedient. Unvergesslich ist der Sonnenuntergang in den John Wayne auf seinem Pferd reitet während die Felstürme im Hintergrund orange-rot leuchten.
Einmal mehr auf unseren Reisen hinterlässt das Zusammentreffen von Ureinwohner und der Westlichen Welt für uns aber leider einen schalen Beigeschmack… Man hat das Gefühl, dass die Touristen den Preis für eine noch nicht verarbeitete Vergangenheit zahlen und als wandelnde Geldbörse angesehen werden. Die tiefsitzenden Verletzungen durch die unmenschliche und ungerechte Behandlung der weissen Eroberer sind bis heute zu spüren und führen nicht zu einem herzlichen Zusammentreffen der Kulturen. So könnte auch der Kontrast zwischen den für den Massentourismus ausgelegten klimatisierten Souvenir-Shops und den Bretterbuden-Verkaufsständen der einfachen Einwohner am Strassenrand nicht grösser sein.
Trotzdem lassen auch wir uns von der untergehenden Sonne verzaubern und geniessen den friedlichen Blick über das monumentale Tal bis die ersten Sterne am Himmel funkeln und es uns vor Kälte zitternd in unsere gemütliche Stube zieht. Wir verbringen einen weiteren Abend zu viert mit gutem Essen, einem Kartenspiel und planen die nächsten Tage unseres gemeinsamen Trips.

 

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