OH, WIE SCHÖN IST PANAMA

OH, WIE SCHÖN IST PANAMA

Wir sind in Panama und staunen über die riesigen Container-Schiffe, die mit Präzision durch den engen Kanal schippern. Unsere Gefühle beim Anblick der immensen Frachter sind allerdings gemischt, muss doch unser Zuhause-auf-Rädern wegen der fehlenden Strassenverbindung zwischen Nord- und Südamerika bald auf eben einem solchen Boot von Panama nach Kolumbien befördert werden. Gebucht haben wir diese Überfahrt erst vor ein paar Tagen bei einer Frau Kalmbach, die zwar in Argentinien wohnt, aber zuvor lange in Panama lebte und seit Jahren in diesem Geschäft tätig ist. Nach etlichen E-Mails und WhatsApp fassen wir vertrauen und entschliessen uns, zusammen mit unseren Verschiffungs-Partnern Alwin & Clara unsere Fahrzeuge mittels einem Flat-Rack über den Darien Gap zu transportieren. Dabei fährt man das Auto auf eine Plattform – de facto ein Fracht-Container ohne Seitenwände und Dach – und diese wird dann mit einem riesigen Kran zuoberst auf die anderen Container gestellt. Wir wollen gar nicht erst an eine unruhige See mit meter-hohen Wellen denken…

UNANGENEHM FEUCHT UND HEISS

Die Hitze in Panama ist schier unerträglich. Es giesst fast täglich für eine Stunde wie aus Kübeln und danach lässt die sengende Sonne das Wasser wieder verdunsten. Auch nachts ist es bei der feuchten Hitze trotz des 12-Volt-Fans nicht einfach Schlaf zu finden und wir träumen schon ein wenig von den Bergen in Kolumbien wo es deutlich kühler sein soll… Vor unserer Abenteuer-Reise hätten wir uns nicht vorstellen können, dass uns Sonnenanbeter die Wärme beim Campen mehr zusetzen wird als kühle Regentage… ? Die Temperatur treibt uns hier aus unserem Zuhause und wir gehen nur in der Nacht zum Schlafen in die Kabine.

ES GEHT LOS…

Dann gilt es Ernst und wir packen unsere sieben Sachen in zwei grosse Taschen. Wir benötigen zwei ganze Tage, um unser Fahrzeug am Hafen abzugeben. Am ersten Tag müssen wir in einer heruntergekommenen Gegend von Panama-Stadt bei der Kriminalpolizei unsere Fahrgestell-Nummer auf Diebstahl überprüfen lassen. Eigentlich wäre das in einigen Minuten erledigt, aber dank bürokratischen Prozessen dauert es mehrere Stunden und erst am Nachmittag erhalten wir das Dokument welches bestätigt, dass unser Fahrzeug doch nicht gestohlen ist… «Wir» sind für einmal eine ganze Gruppe von Overlander, die alle ihre Reisemobile von Colon (Panama) nach Cartagena (Kolumbien) verschiffen wollen und so wird das Warten in der Hitze wenigstens nicht langweilig sondern endet mit vielen Reisegeschichten und neuen Freundschaften!

Am nächsten Tag geht es weiter zum eigentlichen Hafen in Colon an der Atlantikküste, rund 70 Kilometer ausserhalb von Panama-Stadt. Der Ort ist nicht gerade eine Wohlfühloase. Die Hafengegend ist – wie fast überall auf der Welt – heruntergekommen und nachts nicht ungefährlich wie uns Einheimische versichern… Wir klappern etliche Büros der Reederei, des Zolls und des Hafens ab um den Papierkram zu erledigen und lassen zum Schluss unser Zuhause von einem Drogen-Hund beschnüffeln. Er findet nichts und so erhalten wir im Reisepass einen Stempel, dass wir ohne Fahrzeug das Land verlassen dürfen, respektive dieses auf anderem Weg ebenfalls ausgeführt werden wird. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, als wir unser rollendes Zuhause im riesigen Hafen davonfahren sehen und wir uns für einmal per Bus auf den Rückweg in die Stadt machen. Ach ja, bezahlen müssen wir Passage noch und das geht hier nur bar… Wir besuchen etliche Male den Geldautomaten, laufen mit einem dicken Bündel 20-Dollar-Noten zu einem weiteren Schalter und erhalten von der freundlichen Dame einzig den gelben Durchschlag eines Belegs. Sie versichert uns, dass das so in Ordnung geht und wir schicken unserer Agentin Frau Kalmbach davon ein Foto per WhatsApp und gut ist’s.

Es kostet etwas Überwindung diesem Prozess zu vertrauen, aber eigentlich haben wir keine andere Wahl und so hoffen wir ab sofort, unser Fahrzeug in ein paar Tagen auf dem nächsten Kontinent unversehrt in Empfang nehmen zu können. Erst einmal freuen wir uns jetzt auf drei Nächte in einem wunderbar klimatisierten Hotelzimmer mit Pool in Panama-Stadt bevor wir dann nach Cartagena fliegen und dort sehnsüchtig die Ankunft unseres Gefährts erwarten.

IM HOCHLAND

Nun aber zurück zum Anfang und den ersten Tagen in Panama. Nach der Hitze an Costa Ricas Pazifikküste fliehen wir nach dem Grenzübertritt ins hüglige Kaffeeanbau-Gebiet von Boquete. Hier auf etwas über 1000 Meter sind die Temperaturen angenehm und wir geniessen die schweiss-freien, kühleren Nächte. Wir wandern durch dichten Wald, vorbei an einem über 1000 Jahre alten Baum zu einem hübschen Wasserfall. Auf dem Weg erspähen wir in der Ferne einen weiteren Quetzal, leider ist er zu weit weg um ein gutes Foto zu machen. Zudem geniessen wir die Annehmlichkeiten wie Kaffees, gute Bäckereien und die tolle Lebensmittelauswahl, die das kleine Städtchen, das immer mehr von europäischen und US-amerikanischen Auswanderern als Alterssitz gewählt wird, zu bieten hat.

SURFEN UND TAUCHEN

Da an der Karibik-Küste die Regenzeit bereits angefangen hat, ziehen wir weiter entlang dem Pazifik wo wir in Santa Catalina an einem fürs Surfen bekannten Strand einige gemütliche Tage verbringen. Nein, wir versuchen uns nicht im Wellenreiten aber im vorgelagerten Nationalpark der Insel Coiba machen wir wieder einmal einige Tauchgänge, es sind die ersten seit unserem Abstecher nach Indonesien letzten Sommer. Das Wasser hier ist deutlich kühler und darum fehlen die hübschen Korallengärten, aber es hat einiges an Fisch und ganz kurz sehen wir sogar zwei oder drei Hammerhaie. Für ein Foto sind die scheuen Schwimmer aber leider zu schnell wieder weg. ☹ Vielleicht sollten wir doch in Ecuador den Galapagos-Inseln einen Besuch abstatten, dort gibt es diese bizarren Tiere anscheinend in riesigen Schwärmen… Das ist aber noch weit weg und erst müssen wir nach Südamerika übersetzen und ganz Kolumbien durchqueren.

DIE HAUPTSTADT AM KANAL

Die Zeit in Panama-Stadt vergeht schnell. Wir flanieren durch die touristisch aufstrebende Altstadt mit ihrem kolonialen Flair und staunen über den modernen Teil der Grossstadt mit ihren riesigen, an die USA erinnernden Wolkenkratzern. Ein Besuch des berühmten Panama-Kanals darf natürlich auch nicht fehlen. Wir sehen zu, wie die enormen Fracht- und Tankschiffe mittels kleinen aber äusserst kräftigen Lokomotiven durch die Schleusen manövriert werden. Der Kanal hat eine bewegte Entstehungsgeschichte hinter sich. Vorbild war der Suez-Kanal, 1879 wurde unter der Leitung von Frankreich mit dem Bau begonnen. Aber unwegsames Gelände, Erdrutsche und nicht zuletzt Tropenkrankheiten wie Gelbfieber und Malaria haben die Franzosen zum Aufgeben gezwungen und erst die USA haben dann innerhalb von 10 Jahren das Bauwerk kurz nach der Jahrhundertwende vollendet. 1914 befuhr das erste Schiff die etwas über 80 Kilometer lange Wasserstrasse. Fast exakt 100 Jahre später, nämlich 2016 wurde dann die erweiterten und vergrösserten Schleusen-Anlagen in Betrieb genommen und seither können Schiffe mit knapp 50 Metern Breite und unglaublichen 366 Meter Länge den Kanal befahren.

INSELPARADIES

Unser letzter Ausflug auf zentralamerikanischem Boden führt uns zu den San Blas Inseln. Dazu wechseln wir kurzerhand vom Pazifik an die Karibik was wohl nirgendwo schneller möglich ist als in Panama, wo an der schmalsten Stelle nur ungefähr 50 Kilometer Land zwischen den Meeren liegt. Die meisten Touristen besuchen das Inselarchipel auf einem Segeltörn von Panama nach Kolumbien. Da wir aber aus logistischen Gründen anstelle einer solchen Schiffspassage einen Flug gebucht haben, schauen wir uns die kleinen Tropeninseln mit einer Bootstour vom Festland aus an. Nach der schwülen Hitze der letzten Tage in Panama-Stadt entspannen wir noch einmal an den Stränden dieser kleinen Eilande und geniessen ein kühlendes Bad im türkisfarbenen Wasser.

UND TSCHÜSS…

Dann ist es soweit! Wir verlassen den Nordamerikanischen Kontinent und fliegen nach Cartagena in Kolumbien. Eigentlich sollte unser Fahrzeug am Tag darauf ebenfalls eintreffen, das Frachtschiff macht aber einen unerwarteten Halt in einem anderen Hafen und so warten wir zwei weitere Tage bis wir mit den Import- und Zollformalitäten beginnen können. Auch hier sind wir nicht die einzigen Overlander und zusammen mit unseren Verschiffungs-Partnern fiebern wir alle der Ankunft unserer Fahrzeuge entgegen. Trotz der Ungewissheit haben wir eine gute Zeit in Cartagena, besichtigen das bunte Kolonialstädtchen und treffen uns abends mit den anderen Reisenden zum Essen. Ja, für einmal kochen wir nicht selbst, sondern gehen ins Restaurant und lassen uns kulinarisch verwöhnen.

 

ES GEHT WEITER!

Dann endlich erhalten wir das langersehnte «Bill of Lading», den Frachtbrief, via E-Mail und mit diesem Dokument kann der Auslöseprozess beginnen. Es dauert aber tatsächlich zwei weitere volle Tage bis wir alle notwendigen Papiere, Stempel und Versicherung haben und unser Auto aus dem Hafengelände rausfahren. Zum Glück ist alles gut gegangen und unser Zuhause-auf-Rädern wurde weder aufgebrochen noch beschädigt. ?

Südamerika wir kommen! Feuerland ist «nur» noch rund 10’000 Kilometer entfernt und bis dahin gibt es unterwegs bestimmt noch einiges zu sehen und zu erleben…

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