HEISSES PFLASTER NICARAGUA

HEISSES PFLASTER NICARAGUA

Nach dem Grenzübertritts-Marathon von El Salvador nach Honduras erreichen wir mit Nicaragua noch am gleichen Tag das nächste Land auf unserer Reise und es sind nicht nur die Grenzformalitäten an der prallen Sonne, die uns ins Schwitzen bringen! Das Thermometer klettert bereits vor dem Mittag auf über 30 Grad und wir sind froh über den kühlen Luftstrom der Klimaanlage während wir entlang der Panamericana in die erste grössere Stadt rollen.

Dort treffen wir auf Edwin, einen jungen Nicaraguaner der eine Zeitlang in den USA gearbeitet hat und darum fliessend Englisch spricht. Von ihm erfahren wir viel über die aktuelle politische Situation im Land, die leider seit Längerem alles andere als rosig ist. Die Menschen hier sind unzufrieden, haben genug vom politischen Regime und ihrem langjährigen Präsidenten, der Korruption und der einseitigen Machtverteilung. Letztes Jahr kam es deswegen zu gewalttätigen Demonstrationen und Strassen-Blockaden im ganzen Land. Edwin versichert uns, dass zwar die Probleme bei weitem nicht gelöst sind, jedoch aktuell Gespräche zwischen Opposition und der Regierung geführt werden und er ein Überkochen in den nächsten Wochen für unwahrscheinlich hält. Wir sind froh dies zu hören, da wir von Freunden letztes Jahr eins-zu-eins mitbekommen haben, was für ein heisses Pflaster Nicaragua bei deren Durchreise war.

 

GROSSER SERVICE

Aber Edwin bringt uns nicht nur die Geschichte und Politik des Landes näher. Als begeisterter Toyota Land Cruiser Fahrer hat er gute Kontakte zu Garagen und wir haben schon bei der Einfahrt ins Land mit Freunde festgestellt, dass wir im Toyota Land Cruiser Himmel angekommen sind ? An jeder Ecke stehen in allen Farben Doppelgänger vom verlässlichen Basisfahrzeug unseres Expeditionsmobils und wir fällen den Entschluss, dass dies der perfekte Zeitpunkt ist um ein paar anstehende Service-Arbeiten zu erledigen.

Nicht ganz pünktlich fahren wir am nächsten Morgen vor und stauen über die noch geschlossenen Pforten der Werkstatt. Eine Kaffeepause später – schliesslich haben wir ja unsere Küche immer mit dabei – taucht der erste Mechaniker auf, schliesst auf und beginnt in aller Ruhe die Autos nach draussen zu fahren damit in der Garage überhaupt Platz zum arbeiten entsteht. Dabei macht er die traurige Entdeckung vom Ableben des altersschwachen Wachhundes. Ein zweiter Arbeiter taucht auf und zusammen räumen sie das grosse Tier weg. Der Boden wird mit etwas Wasser und einem Spray gereinigt und desinfiziert und nach einer ersten Pause wenden sie sich unserem Fahrzeug zu. Eine doch eher skurrile Werkstatt-Erfahrung… Dann aber dauert es nicht lange und die Vorderräder sind entfernt und die Radlager zerlegt. Wann immer etwas an Material oder Ersatzteilen fehlt, steigt der Mechaniker auf sein Motorrad und verschwindet für 20 Minuten. Ein Vorratslager ist teuer und so wird, ganz im Gegensatz zu einer gut sortierten Garage bei uns, jeder Ölfilter und jede Tube Fett ad hoc im Laden gekauft und gleich verwendet. Im Stundentakt kündigt ein Glöckchen zudem jeweils einen fahrbaren Essensstand draussen an und egal ob Früchte, Teigtaschen, gekühlte Fruchtsäfte oder ein Eis am Stiel, Zeit für eine Pause und das leibliche Wohl muss sein. Bei den heissen Temperaturen funktioniert hier eben alles etwas anders als bei uns… ?

Nach einem langen Tag – es ist bereits dunkel als wir die Rechnung begleichen – ist alles auf unserer Liste und sogar noch ein bisschen mehr erledigt und wir fahren in der Hoffnung auf ein kühles Lüftchen raus aus der Stadt in die freie Natur.

ÜBERALL SAND

Unser nächster Stopp führt uns – wen wundert es noch – zu einem weiteren Vulkan. Doch für einmal stehen nicht nur die Schönheit der Natur oder die Wanderung im Vordergrund, sondern vor allem der Spass! Der «Cerro Negro» ist, wie sein Name vermuten lässt, ein schwarzer Vulkan-Berg, der mit einem Sand-Board auf den Rücken geschnallt erklommen wird. Wir warten aufgrund der Hitze mit dem Aufstieg bis die Sonne etwas tiefer am Himmel steht. Nach einem Abstecher in den faulig-riechenden Krater stellen wir oben angekommen fest, dass wir den ganzen Kraterrand für uns alleine haben. Wir leeren den schwarzen Sand aus unseren Schuhen und geniessen die herrliche Abendstimmung und die kühle Brise die hier oben weht. Erst im letzten Moment packen wir uns so gut es geht ein, montieren die Taucherbrillen und besteigen die Bretter für eine rasante und äusserst staubige Abfahrt. Keine Minute dauert es bis wir in einer grossen Sandwolke am Fusse des Berges ankommen und heute ist es definitiv nicht nur die Hitze, wegen der wir uns auf eine Dusche freuen…

FLUCHT AUF DIE INSEL

Wir reisen weiter, machen diverse Stopps auf unserer Fahrt durch das Land. Es ist staubtrocken und wir bedauern die Bauern, die ihre Rinderherden in der sengenden Sonne an uns vorbei treiben und sind fast froh zu hören, dass der «Masaya» Vulkan erstens mit dem Auto befahren und zweitens am besten nachts besichtigt wird. Wir sehen dann die Lava auch nur weit unten im Schlund blubbern und der Anblick von oben ist nicht ganz so spektakulär wie gehofft, aber immerhin schwitzen wir für einmal nicht.

Denn die Hitze macht Wandern oder Sightseeing fast unerträglich und so packen wir kurzerhand unsere Badehosen, ein Buch und ein paar andere Gegenstände in unsere Taschen, suchen für unser Mobil einen sicheren Parkplatz und steigen in eine kleine Propellermaschine. Der Flug von der Hauptstadt Managua dauert nur eine knappe Stunde aber wir landen in einer anderen Welt. Die «Corn Islands» liegen in der Karibik, gehören auch zu Nicaragua und sind wunderschöne Tropeninseln. Fast haben wir das Gefühl irgendwo in Südostasien zu sitzen. ? Wir lassen uns und unsere Seele in den Hängematten zwischen Palmen an den weissen Traum-Stränden baumeln, schlürfen Eiskaffees und geniessen die kühlende Meeresbrise. Abend trifft man sich dann mit anderen Reisenden in einem der netten Strand-Restaurants und philosophiert bei einem kühlen Bier oder einem lokalen Rum über das Reisen und das Leben. Natürlich darf auch ein Tauchgang in den Gewässern um die Insel nicht fehlen und es freut uns besonders, dass wir nach dem Schnorcheln in Belize nun die Ammenhaie auch beim Tauchen ganz nah um uns erleben dürfen.

Als unser Rückflug leider viel zu schnell ansteht, stellen wir einmal mehr fest wie luxuriös eine Reise mit dem eigenen Zuhause-auf-Rädern doch ist, da wir jeden Tag aufs Neue entscheiden können ob und wohin wir weiterfahren…

VERLASSENE KOLONIALSTADT

Granada ist seit Jahren eines der Touristenmagnete in Nicaragua. Aber auch hier hat die politische Krise des Landes kein Halt gemacht und die Reisewarnungen aufgrund der Sicherheitslage haben zu einem Rückgang des Tourismus von 80% geführt. So ist das koloniale Städtchen fast leergefegt, die wenigen Touristen werden von Hotels und Tour-Anbietern gleichermassen umworben. Viel schlimmer als die geschlossenen Restaurants und Bars aber sind die vielen Jobs die verloren gingen, so dass die sonst schon arme Bevölkerung noch mehr zu kämpfen hat. Die Menschen hier sind, wie im ganzen Land, sehr freundlich und hilfsbereit und auf unserem Spaziergang durch die Strassen und Gässchen winken uns die Bewohner oft mit einem Lachen zu. Wir hoffen und wünschen dem Land, dass ihr Präsident einlenkt, ja vielleicht sogar endlich abdankt und somit wieder Ruhe einkehrt und die Touristen zurückkommen.

INSELN AUF DEM FESTLAND

In Nicaragua liegt auch der grösste Binnensee von Mittelamerika und mitten drin thront die Zwillingsvulkaninsel Ometepe. Der See ist so gross, dass der Wind hohe Wellen verursachen kann… Diese Erfahrung machen wir im unserem Fahrerhaus sitzend mit Blick auf den Früchte-Transporter der nur 20 Zentimeter vor uns auf der Fähre steht und dessen Ladefläche bei jedem Eintauchen in ein Wellental bedrohlich gegen das Geländer schlägt. Als dann die Crew den Truck mit Spanngurten an der Fähre fixiert, beruhigt und beunruhigt uns das gleichermassen da unser Auto ebenfalls heftig schaukelt, jedoch nur mit zwei Holzkeilen bei den Hinterrädern und der Handbremse gesichert ist. Nach knapp 1.5 Stunden Überfahrt ist unser Mobil mit Seewasser quasi frisch gewaschen und sind wir froh, wieder festen Boden unter den Rädern zu haben und verdrängen erstmal den Gedanken an die Rückfahrt… Stattdessen geniessen wir unseren Stellplatz auf der «Isla Ometepe» mit Blick über den Nicaraguasee, erkunden die Insel, nehmen ein erfrischendes Bad in einer Süsswasserquelle und beschliessen für einmal, KEINEN der beiden Vulkane zu besteigen. ?

Als wir eines Morgens von Brüllaffen in den Bäumen über uns geweckt werden, wird es Zeit diesem Ruf der Wildnis zu folgen und wir machen uns auf, die Tierwelt von Costa Rica zu entdecken. Darüber aber berichten wir in unserem nächsten Blog.

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